Samstag, 6. Dezember 2014

Der Tütensuppenvergleich Teil II: Gemüsesuppen mit Teigwaren

Dass Tütensuppen für meine Freunde und mich kein kulinarisches Highlight darstellen, habe ich schon im Teil I meines Tütensuppentests beschrieben. Nach dem zweifelhaften Genuss der beiden Tomatencremesuppen, freuen wir uns also auf "normale" klare Gemüsesuppen mit Nudeln. So schlimm kann das ja nicht werden.

Maggi und Knorr sind natürlich wieder mit dabei und treten gegen eine Bio Frühlingssuppe, die ich beim Zielpunkt gefunden habe, und eine Eiermuschelsuppe vom Hofer an.


Ich koche also die 4 Suppen parallel genau nach Packungsanweisung und bringe sie zu Tisch. Dabei muss ich zu meiner Überraschung feststellen, dass wirklich alle Suppen so aussehen wie auf den Abbildungen - abgesehen davon, dass natürlich keine Suppe so viel Einlage hat, ich lasse auch extra etwas Suppe im Topf zurück, damit das Verhältnis von Suppe zu Einlage im Teller stimmt. 

Die Knorr Frühlingssuppe sticht durch ihre helle Farbe klar heraus, sieht am frühlingshaftesten und gesündesten aus, lässt aber auch vermuten, dass sie nicht so intensiv im Geschmack ist wie die anderen 3. Wir sind uns einig, dass hier am meisten Erbsen enthalten sind, was allerdings nicht bei jedem auf Wohlgefallen stößt ("Erbsen sehen trocken und widerlich aus"), zumindest ist sie die einzige Suppe die mehr Gemüse als Salz enthält. Und sie schafft es auf Platz 1! Sowohl in Geschmack (3,2 Punkte), Aussehen (3,2 Punkte) und Mundgefühl (3 Punkte) erreicht sie die höchste Punktezahl (Gesamt 3,2 von 5 Punkten).

Geschmacklich allerdings dicht gefolgt von der Maggi-Suppe (3 Punkte), bei der wir so uneinig sind, wie man nur sein kann. Jeder einzelne von uns vergibt beim Geschmack eine anderen Punktezahl (von 1 bis 5 ist alles dabei). Maggi schafft es somit also auf Platz 2 (Gesamtpunktezahl 2,75).

Platz 3 belegt dann mit 2,25 Punkten die Bio-Suppe, die von allen als zu salzig beschrieben wird, deren Gemüse aber noch am ehesten Biss hat. 

Und den letzten Platz belegt mit 2 Punkten die Eiermuschelsuppe von Le Gusto, die sich allerhand Kritik gefallen lassen muss ("schlechter Nachgeschmack", "ekelhafter Abgang", "künstlich, seltsamer Nachgeschmack, ekelhaft", "seltsamer Beigeschmack, schmeckt billig, pelziger Nachgeschmack").

Die Gewinnersuppe

Und was ist diesmal so drin in den Packerln?

Mehr oder weniger überall dasselbe. Nur die Gewichtsanteile der einzelnen Zutaten schwanken mitunter bemerkenswert, während zum Beispiel die Knorr-Suppe 22% Gemüse enthält, sind es bei der Maggi nur 8,5%.


Was sich hinter den Namen Hefeextrakt, Maltodextrin und Aroma verbirgt oder verbergen könnte, habe ich im Teil I schon beschrieben. Auf folgende Zutaten bin ich aber dort noch nicht eingegangen:

Trockengemüse: Schon mal darüber Gedanken gemacht, wie alle Gemüsesorten einer Suppe gleichzeitig essfertig sein können? Mache ich selbst Gemüsesuppe gebe ich die Karotten gleich zu Beginn rein, weil die erfahrungsgemäß lange dauern bis sie durch sind. Sellerie und Pastinaken bzw. Petersilwurzeln brauchen dagegen relativ kurz um weich zu werden. Lauch gebe ich erst kurz vor Ende der Kochzeit hinzu, damit er sich nicht total zerkocht und unansehnlich wird. Würde ich getrocknete Erbsen verwenden wollen, müsste ich diese am Vortag schon einweichen.

Was machen die Hersteller von Instantsuppen also anders? Zwei Methoden bieten sich hier an: das Gemüse wird entweder explosions- oder gefriergetrocknet. Das Ergebnis ist mehr oder weniger dasselbe, die Gemüsestückchen werden porös und schwammig, die Quellzeit ist dadurch extrem kurz und das Endergebnis erinnert in Form und Farbe an das Ausgangsprodukt. Trockenerbsen gehören dank ihrer extrem langen Einweich- und Kochzeit zum technisch anspruchsvollsten Inventar einer Fertigsuppe. Lange Zeit hat man den Schnellkocherbsen noch Calcium entzogen und sie dazu mit einer Lösung aus Phosphaten, Citraten oder EDTA (Ethylendiamintetraacetat) behandelt, damit sie weich werden. Manche Hersteller sind später dazu über gegangen, Hülsenfrüchte mit Enzymen zu behandeln, um das Gewebe aufzulockern. Für die grüne Farbe sorgte eine Mixtur aus Zucker, Salz, Soda und Natriumsulfit. Nun empfiehlt Knorr einen weniger aufwändigen Prozess, der auch nicht mehr so viele Zusatzstoffe benötigt. Erbsen werden 12 Stunden in einer Trikaliumcitratlösung eingeweicht, unter Druck dampfgekocht und dann eingefroren und getrocknet. Damit liegt der Citratgehalt beim fertigen Gemüse nur noch bei 1%.

Kräuter: Sagen wir lieber "Schaukräuter". Schmecken nämlich nach nichts, sind nur dazu da, um die Suppe besser aussehen zu lassen. Hätten sie einen Eigengeschmack, würde der bei der Aromatisierung nur stören. Da kommen auch die Tomaten, die in zwei Packungsinhaltsangabe zu finden sind, ins Spiel. Kleine Stückchen Tomatenschalen (Ein Abfallprodukt bei der Herstellung von Tomatenmark oder Tomatenpulver) eignen sich hervorragend, um eine Frühlingssuppe bunter aussehen zu lassen.

Salz: ein gefinkelter Etikettenschwindel mancher Hersteller ist, nicht den Salzgehalt, sondern den Natriumgehalt auf der Packung anzugeben. Wer weiß schon auswendig, dass 4 Gramm Natrium einen Salzgehalt von 10 Gramm bedeuten? Um die Nährwertangaben noch schlechter vergleichbar zu machen, sind auf manchen Packungen Angaben pro Teller oder pro 100 ml fertiger Suppe angegeben, auf anderen stehen Angaben pro 100 g Trockenpulver. Da muss man schon mit dem Taschenrechner vor dem Supermarktregal stehen, um die Inhaltsstoffe der verschiedenen Suppen vergleichen zu können.

Ich habe mir hier diese Arbeit für Zucker, Fett, Salz und Kaloriengehalt angetan:

Angaben pro Teller (250 ml)
Da unser Testessen, wenn auch kulinarisch nicht wertvoll, trotzdem sehr unterhaltsam ist, überlegen wir gleich, welche Fertiggerichte wir sonst noch so verkosten könnten. Die Idee eines Fertigpizza-Testessens findet, außer bei mir, großen Anklang. Aber wer weiß, vielleicht lasse ich mich hinreißen - zumindest zu schreiben gäbe darüber genug.


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